Stille

Stille

endgültig:

den letzten Weg gehen
den letzten Gruß hauchen
die lähmende Trauer zulassen

andauernd:

das lange Schweigen verstehen
den dunklen Schmerz ertragen
die wärmende Hoffnung bewahren

abwartend:

dem zarten Flüstern lauschen
das leise Summen hören
die sanfte Melodie genießen

Schweigen lernen

Es war mir als Kind das Glück so hold,
mein Bruder gab mir stets die Schuld.
Hab’ mir mein Wollen versagt,
mein Möchte geknebelt.

Mein Herz, du weintest,
was niemand sah.
Ich hab’ dich das Schweigen gelehrt.

Es hat der Krieg getreten Gefühl
auf Schuld und Geheiß
ja, getreten in Schlamm und Eis,
und war die Ehre ein Dreck

Mein Herz, du weintest,
was niemand sah.
Ich hab’ dich das Schweigen gelehrt.

Als das Glück im Lichte mir erschien,
gesellten sich Dunkelheit und Kälte,
und Trennung und Tod dazu,
und Zweifel an meinem Selbst.

Mein Herz, du weintest,
was niemand sah.
Ich hab’ dich das Schweigen gelehrt.

Es ist vergangen Jahr um Jahr
und geschrieben hinaus
der Unterdrückung Leid
und der Stille Bolzen.

Mein Herz, du schreist,
du warst immer allein,
ich kann dich nicht lehren zu schweigen

Geh hinaus ins freie Land,
ich habe der Tränen nicht eine,
in Wald und Flur und finde dein Glück.
erkenne des Lebens Vermächtnis.

Und wenn du gefunden,
was du immer gesucht,
schrei nicht, mein Herz, denn du bist frei!
Ich muss dich zum Ende nicht lehren.

Abgrund und Hoffnung

Ich stehe an einem Abgrund.
Über mir ist nichts, unter mir, vor mir – nur das Nichts. –
Sterne kristallisieren sich heraus,
der gigantische Bogen der Milchstraße –

In tiefer Nacht liegt ein Wort –
ein Omen – ein Rätsel des Geistes –
grundlos gefangen in unfassbarer Tiefe des Kosmos –
Verführung zu Empfindung und Empfängnis –
Blütenteppich einer Wurzel, umfassend den Stern –
verborgen und geborgen in strahlendem Glanz kosmischer Auferstehung –
aus dunkler Materie geboren –
rein in allen Fasern lebendigen Wachsens durch die Zeit der Äonen –
verloren – verloren – verloren –

unvergessen bei dem, der das Wort gelegt,
das Omen errichtet für alle Zeiten –
leuchtend durch der Sterne Licht –
pulsierend in Helligkeit und Finsternis,
in Weite und Enge, in Tal und Höhe,
Reichtum und Armut. –
Erhoben und erniedrigt im Sein des Lebens. –
Fanfaren verkünden eine Wiederkehr
in Schönheit und Freude, Achtung und Anerkennung,
Bedürfnis und Vollendung des Geistes im Geist –
LIEBE!

Welch ein Erlebnis – sternklare Nacht!

Fühle Sterne, als hätte ich sie in meiner Hand –
Erfahrung der Unendlichkeit –
undurchdringliche Fülle des Nichts –
Stille des Geistes –
lautloses Echo unendlicher Weite des Raumes und der Zeit –
Wellen der Gewalt im Unendlichen und Farblosigkeit des Bunten –
Ruhende Ebene der Vielfalt –
Eingeschlossensein in der Enge der Verzweiflung –
Spüren des Eises der Finsternis und der Nacht des Lichts –
zu erwartende Gefahr törichten Schweigens –
aber beredten Schweigens in der unendlichen Stille nächtlichen Raumes –

Was ist das?
Es überfällt mich immer öfter, wie in Trance –
als sei ich gar nicht in mir, als stünde ich daneben,
aber dennoch spüre ich diese atmosphärischen Klangteppiche
in meinem Kopf, meinem Körper.
Schwingungen sanfter Nichtmusik, Töne,
die keinen Klang haben.
Raunen –

In den Nebeln der Sterne, der Unaufhaltsamkeit der Zeit. –

Urträume der Schöpfung und des schöpferischen Geistes der Menschen –
ja, allem Wesenhaften –

Wer lässt mir diese Gefühle frei?
Wer verhilft den Träumen zur Realisation?
Den Worten im Hintergrund, der Wahrnehmung im Geist,
wie bei einem Spiegel?
Ist es die kosmische Göttlichkeit?

Baue ein Haus aus Blumen – Musik – Klingender Schale –

des Apfel Blüte, der Kirsche Stein, der Beere Frucht –
der Trommel Grund, der Glocke Schall,
der Orgel Fülle, der Trompeten Schmettern –
des Blitzes Donner, des Regens Rauschen, des Vulkans Feuer,
des Bebens Ruhe, der Flut Ebbe, des Mondes Runde,
der Sonne Herrschen, des Kosmos ergebener Größe. –
Begrüße hoffnungsvoll jeden Tages Anbruch,
gestatte den Gipfeln Ebenen, den Meeren Weite,
dem Horizont Krümmung –
stelle die Weichen in Gleichheit, den Blick in den Himmel,
lege den Keil nieder und den Hammer fort! –
Genieße das Brot, wenn du nichts hast dazu –
gib der Henne das Ei, dass sie brüte –
Verfolge dich, dass du nicht schwach werdest,
zu leuchten deiner Weisheit, die dir Wahrheiten schenkt,
an die du nicht glauben magst, aber dennoch ihrer achten solltest.

Wer bist du, dass du mir gibst all diese Weisheit,
die ich suche und doch nicht finde hier im Irdischen?
Rufst du mich, Leben? Rufst du mich, dass ich dir huldige?
Oder seid ihr es, Kosmos, Sonnen und Planeten?
Welten voller Leben, Leben voller Ungeduld, kraftvoll und neu. –
Ich will leben über die Zeiten –
meiner Sehnsucht gehorchen
und den Impulsen der geistigen Welt folgen –
eine kleine Ewigkeit – eine die uns Menschen zugedacht.

Aus tiefer Nacht steigt zarter Schimmer – kündet Tages Glanz –

der Sonne gold’ner Gral steigt über der Fichten spitze Kronen –
steigt höher noch über Felsenriffe und Gipfel –
lässt die Wolken erglühen in majestätischem Leuchten –
das Leben zieht den Odem ein und lässt ihn hinaus,
dass er sich fülle mit den Gaben des Lichtes –
auch der Mond teilt das Licht und zeigt sich im blauem Seidengewebe.
Die grauen Wolken haben eine lichte Aureole umgehängt,
damit sie nicht leiden müssen –
vergehen müssen im Strahlenschuss der Sonne. –
Die Welt erwacht und während sie hier sich sonnt,
geht sie hinter sich schlafen,
nimmt die Geheimnisse mit in ihre Träume,
die sie mit sich dreht für die Wanderschaft zwischen Tag und Traum, zwischen Sternenreich und Tagesverzückung. –
Die Wesen nehmen es in Gnade und Lebensdurst –
manchmal meinen sie, sie könnten es besser,
bis sie eines Besseren belehrt werden.

Ach gib mir, Frühling, deinen Segen.

Ewige Schönheit

Ich zage nicht – was auch geschieht,
denn jedes Haar, das mir ergraut,
wird meinem Liebchen Locke sein,
in Gold, in braun und seidenfein –
wenn es nur meine Augen schaut
und darin meine Liebe sieht.

aus dem „Haarzyklus“

Gedenken

Erhobenen Hauptes zogen wir
die Länder versanken
Wir waren zu eilig
nicht verstanden
und dann zu Schanden
Befehl ist Befehl
und die berlinischen Geier
kreisten kreisten

Mancher Sohn mancher Vater
blieb für Ewigkeiten
Die Märsche nach Osten
fraßen die Lämmer
und die letzte Abendröte
färbt die bleichen Marmorsteine
der Stalagmiten
in Reih und Glied
auf endlosen Feldern

In den Ozeanen
liegen meergraue Schiffe
die Sirenen wimmern schrecklich
und die letzten Lettern
Jeder stirbt für sich allein
aber die Seelen schwingen sich
Die See konnte sie nicht treffen

Es jährt sich alles
und Gedenken bleibt einzig
das verheißene Land.

Ich schaff das

Erinnerungen vergessen kann so schwer nicht sein
und sich entlieben muss doch möglich sein…
Ich schaff das, ich schaff das, ich schaff das schon.
alles eine Frage der Selbstsuggestion…
Schritt für Schritt zurück
vergesse deine Augen und mein Glück
nehm wieder deinen ganz normalen Namen
Nomen est omen- Amen.

Dreh den Kalender rückwärts bis zu der Zeit, wo wir uns nicht kannten
nichts miteinander verbanden
dann sind wir uns wieder Fremde – Tag für Tag ein bisschen mehr
-fällt doch gar nicht so schwer….

Und wenn ich dann am Anfang bin
schaue ich weg und einfach nicht hin
dann lernen wir uns gar nicht erst kennen
und werden einander nie unsere Liebe bekennen.

Ich geh allein an unsere Orte,
verbiete mir unsere Worte
geh allein nach Haus
mal deine Augen mit rotem Edding aus
dann machen sie mir nichts mehr
und Emails von dir sind gelöscht, die gibt’s auch nicht mehr
ich verschenk deine Briefe, mach mir ein schönes Lagerfeuer
die Geschenke an die Wand! – das wird teuer…
Ich häng deine Fotos weg
stell Gefühle ins hinterste Eck
lösche mein Herz und radier deine Buchstaben zu weißem Papier
ich sage dir, dass ich nichts mehr verlier
was weg ist, wird nicht vermisst
so einfach-wenn man nur vergisst….
Und wenn ich dich sehe, dann wechsel ich die Seiten
…und dann kommen neue Zeiten.

Ich schaff das, ich schaff das, ich schaff das noch…
doch…
vielleicht schaffst am Ende du auch mich…
und ich- ich schaff es einfach nicht…

 

 

für dich

lass dir
deinen hauthunger
von erdbeerlippen stillen
deine träume in tautropfen gießen
für den dürstenden oase sein
vor dem morgengrauen noch
damit die sonne
dir nicht die haut verbrennt
die von nachtflammen erhitzte
von flüsternden lauten besprochene
von fingerspitzen besänftigte

lebensgespür

herausgefiltert
aus der brodelnden masse
im getön
reichen die schwingungen
deiner stimme
meinen grauen herzbeton
spröde werden zu lassen
feine risse
und zart sichtbares rot
langsam nur
aber stetig
weichwächserne abwehr
kann schmelzen und fließen
befreit mich
noch vorsichtig pulsierend
noch ängstlich zweifelnd
zögernd leben spüren

gefühlsfell

du beginnst
mein dichtes gefühlsfell
voller knoten und filz
mit deinen
fingerspitzen ganz sacht
zu entwirren
starre strähnen zu locken
schimmer zu entdecken
weichheit und duft
deine magie
lässt mich
die unruhe vergessen
und selbstzweifel
entdeckt mich neu
für mich
für dich