Zum Vorteile

So ist die Krone, die man trägt,
oft nachweislich verbunden
trotz all der Pracht –
wenn man gesteht –
mit dornig stechend Wunden
an Haupt und innenwohn’der Ruh.

Geh an, voran, du Teufelswerk!
Will man es oft verfluchen!
Doch ändert sich’s oft nicht darin
es einfach zu versuchen.

So sitzt die Krone auf dem Platz
und glänzet immerdar.
Und nichtig, ob sie glänzet,
gar nichtig, dass sie quält.

Tausendgram Tausendblick

Tausendgram, Tausendblick,
langt über die Schulter.
Sieht hinvor, sieht zurück,
Blicket innendrin.

Innendrin, wohnt nunmehr
eine bange Stimme.
Jene klagt, tausendfach,
wimmert inniglich.

Tausendgram greifet stumm,
wieso wirst du schwach?
Was du spürst, bist nicht du,
vielmehr bin es ich.

Tausendblick merkt dein Tosen,
rührt dich seltsam an.
Stimme sprich,
das bin ich,
immerdar gewesen.

Ob

Ob sich das Geheimnis offenbare,
obwohl ich danach nicht suchte,
nur danach fühlte,
ob sich der Weg freilege,
obwohl ich demnach nicht ginge,
nur davon ahnte,
ob sich dahinter verberge –
drum, weil niemand dahinter sehe –
das, wonach sich jeder einzelne von uns sehnt?
Weißt du, was ich meine?

Weißt du, was ich meine?
Unsere Verbundenheit ist nicht kosmischer Natur,
deine, meine Wandlung, deine, meine Bewegung all dieser vielen Tage.

Der Geist schleppet den Körper, manchmal wie von Zauberhand,
in manchen Zeiten als Ballast.

Sei mir Magie gegeben oder ein Hinweis,
der das Geheimnis verschwinden oder aufdecken lasse.

Ritterfolg

Den Ritter fröstelts, denn bei Nacht
hat er bei seinem Ross gewacht.
Im Kleide saß ihm Stroh und Heu
und trotzdem gab er sich nicht scheu
sich an sein Tier zu schmiegen.

Das bibberte ganz schauerlich
da es am Vortag jämmerlich,
doch unaufhaltbar galoppierte –
im Dickicht, Wald und Felde,
im Regen, – zitternd ward sein Maul,
es spürte keine Kälte -,
es fühlte sich als Heldengaul –
die fesche Stute suchend,
die es am Hain grad nah dem Stall
erroch und just erspähte.
Das gold’ne Fell erschimmerte
im späten Abendlicht…

Der Gockelhahn, er krähte:
so hol sie dir!
Doch war es nicht
sein Huf, sein Trab, noch gar sein Ruf
die ihm zum Glück verhalfen.
Der Regen ging hernieder.
Der Sturm blies laut ins Ohr.
Es blähte seine Nüstern,
und reckt‘ sein Haupt empor.

Oh holde Stute, du seist mein,
so rief es laut und dringlich,
das Fieber hat ihn schon gepackt
und ließ es doch nicht sein.

Da kam der Rittersmann einher.
Die Kappe tief gezogen.
Er sprach zum Ross:
Mein gutes Tier,
du wurdest bös‘ betrogen!

Der Hoodie wackelte im Wind,
darunter ward die Stute.
Es schimmerte das gold’ne Fell
es wimmerte der Hengst gar grell.
Der Ritter war der schönste Mann,
die Stute ward ihm angetan.

Schön bist du

Schön bist Du, von außen wie von innen.
Dein Glanz herauß'd geht Hand in Hand
mit Deiner reinen Seele,
und er fügt sich ganz und gar
zu einem Großen, umbunden durch ein festes Band.

Ein gold'ner Schein umgibt Dich, nenn' ihn Dein.
Doch teilst Du ihn sobald du dahergehst.
Denn alles was Du bist, soll unser sein,
so meinst Du's lächelnd und doch ernst.

Schön bist Du, von innen wie von außen.
Dein Schatz liegt unerschöpflich d'rein in Dir.
Ein mancher wollt' Dich d'rum berauben,
bloß - wenn er's schafft! Er könn't sich's nicht erlauben -
denn du bist Hüterin und Lamm zugleich.

Ich schließe nun, - ist's mir doch eine Qual -
es ist nicht möglich, Dich kraft Wörter zu erfassen!
Bei jedweder erneuten Wahl
scheint gegen Dich bloß Wort um Wort
elendig zu verblassen.

Vöglein – ein Abschied

Vöglein, wie lange magst du noch fliegen?

Bist schon allzu lang bei mir...
Kann nicht immer droben nach dir suchen, immerzu tu ich dich spüren,
aber nicht schauen kann ich dich.

Wie ein Schatten legt sich dein Federnschleier über mein Gemüt,
und ich krieg' ihn nimmer los.
Da könnt' man meinen, es fühlt sich vielmehr an wie der schwarze
Rabenvogel, und das möcht' ich nicht.

Vöglein, bist du lieb, so setz dich nunmehr in die Ferne,
du kannst mich ja auch von weitem erspähen,
ab und an werd' ich gucken, wo du bist.
Es liegt mir in der Brust wie eine schneidige Zange, es drückt mir auf der Brust
wie ein großer Korb - sündengefüllt.

Bist du freundlich, Vöglein, alsdann nimm fortan ein bisschen Abstand von mir
und quäl' mich nicht so sehr, ich kann es nicht länger ertragen.

Des Mondes Bahn

Vieles, das der Mond umschreibt
ist des Tages reicher Sinn.
Wenn er nur zum Trotze bleibt
um der Sonne warmes Kinn
zärtlich zu liebkosen.

Macht die Nacht zum hellen Tag,
sagt Adieu und schwindet hin.
Ist’s ihm doch die pure Plag –
die nächste Nacht scheint ihm Gewinn.
Er weiß um seinen Weg.

Vom Männlein

Ein Männlein zappelt durch den Wald, fühlt es sich wohl, ist es ihm kalt?
Es sucht mit großen, klaren Augen
das Weib, das sich erbarmt.

Der Wald, er ruft: Hierhin! Doch nur
ein Bächlein fließt durch Wald und Flur
und gluckst sein ew’ges Lied.

Ein Männlein raschelt durch den Wald,
ist’s aufgeregt, ist es ihm kalt?

Der Wald, er ruft: Herda! Doch bloß
ein Rehlein liegt in seinem Schoß.

Das Männlein zittert, hin und her,
das laufen fällt ihm allzu schwer.
Da hat’s mit kleinen Wackelschritten auf Männleinfuß, in kleinen Tritten
ein Antlitz leuchten seh’n!
Es läuft herzu und freut sich sehr,
und zappeln tut es nun noch mehr!
Das Weib, das sich erbarmt!

Der Kuß

Süßer Kuß erreicht den Mund
tut ihm holde Sehnsucht kund.

Schickt den Gruß von feuchten Lippen,
möchte auf der Nässe wippen,
die, die Mund und Mund verbindet
und in Leidenschaft dann schwindet.

Könnte doch ein Kuss so fein
just an meinen Lippen sein!