Es ist Zeit

Es ist Zeit für ein Lied
dass die Dunkelheit flieht
wie die Nacht vor dem Tag
ihren Hut leise zieht

Überall in der Welt
dreht sich alles um Geld
und der Meister, er lacht
weil es ihm so gefällt

In sicherem Schweigen
soll niemand verbleiben
Es ist Zeit für ein Lied
um die Nacht zu vertreiben

Es ist Zeit für ein Lied
gegen Not gegen Krieg
singe mit singe laut
dass die Dunkelheit flieht

Auf Sendung

Sie badet im eigenen Redefluss.
Löffel gespitzt die Zuhörerschaft,
bestehend aus mir und ihrem Hund.

Da rudert sie ran: „Und?“

Schon drängt sie erneut ein weitrer Erguss.
Heimlich wandert mein suchender Blick
zur rettenden Tür, ich –
reiß mir die Frikadelle vom Ohr
und werf sie dem Hund zum Fressen vor.

Worthülsen

Mich schmerzt so sehr die Platitüde;
wie glanzlos leer klingt solch Geschwätz.
Dem Dummen, der den Schlauen mimt,
was einzig der Gefallsucht dient,
leih ich kein Ohr mehr, - es verletzt
die Sprache, die ich so sehr liebe.

So bau ich eine Insel
und streue Sand in meine Augen,
dass mir Abscheuliches
in Schönheit sich verwandle.

Gedanken ans Meer

Quelle der Sehnsucht
du folgst dem Mond
wie einem Geliebten.
Zärtlich tragen deine Wellen
in dein wissendes Herz,
wenn wir wieder fliehen wollen,
vor Lärm und Gestank.
Gedankenplagen
verlieren sich im Unendlichen.
Und am Abend begrüßt du
die Liebenden mit deinem Glühen
das ihre Flammen entzündet.
Im Flug der Möwen,
im Silberglanz des Wellenspiels,
im Spiegeln der Wolken am nassen Ufer
umarmen sich Anfang und Ende.

Verraten und Verkauft

Nur eine Stunde hast du Macht,
geliebtes Weib so schreite vor
und trete ein in finst're Nacht, -
es öffnet sich das Höllentor.

Der Teufel will dich tanzen seh'n,
die Robe zupft er sich zurecht.
Dreh' dich nicht um und lass dein Fleh'n
der Kerl der tanzt nichtmal so schlecht.

Musik erklingt aus tiefster Gruft -
Wie zauberhaft siehst du doch aus.
Du riechst so gut nach Veilchenduft.
Sogar der Meister klatscht Applaus.

Was ich dir nicht verraten werde,
ist mein Vertrag mit diesem Herr'n:
Du kehrst nie mehr zurück zur Erde.
Für meine Macht muss't ich es schwör'n.

Uddel

Es nimmt der Mond ein Bad im Teich,
er zittert vor Vergnügen.
Vor Schreck wird Kröte Uddel bleich,
schimpft ihre Glubscher Lügen.

Am Ufer Zeter und Tumult –
es zählen siebzig Unken.
Und jede gibt der andren Schuld,
sie hätt‘ zuviel getrunken.

Die Andere

Täubchen schnell, gib deine Feder
gib sie mir ich fleh‘ dich an,
dass ich zu ihm fliegen kann
schneller als der Wind.

Lange wird er nicht mehr warten,
lange nicht, ich fühle es.
Dann gibt es ein großes Fest
mit der Anderen.

Schau, die Uhr schlägt Mitternacht,
schau doch und beeile dich.
Wird es Tag, so werde ich,
schon vergessen sein.

Wozu soll ich Federn lassen
sag wozu, er liebt dich nicht,
weil er nicht die Wahrheit spricht
heute nicht und nimmer mehr.