Es ist Zeit

Es ist Zeit für ein Lied
dass die Dunkelheit flieht
wie die Nacht vor dem Tag
ihren Hut leise zieht

Überall in der Welt
dreht sich alles um Geld
und der Meister, er lacht
weil es ihm so gefällt

In sicherem Schweigen
soll niemand verbleiben
Es ist Zeit für ein Lied
um die Nacht zu vertreiben

Es ist Zeit für ein Lied
gegen Not gegen Krieg
singe mit singe laut
dass die Dunkelheit flieht

Total Global

In einer globalisierten Welt
ist Rund um die Uhr Sonnenuntergang
aber auch Sonnenaufgang
dem Hahn sind inzwischen die Stimmbänder gerissen
dauernd ist finstere Nacht
und gleichzeitig helllichter Tag
da wird doch der Hund in der Pfanne verrückt
und wer so wie ich immer mit den Hühnern aufgestanden ist
dem wird dann langsam klar warum er andauernd an Dich denken muss

(Leo Thalheim)


Blick zurück

Still ist es geworden im letzten Jahr
Kein Wunder
Eine Klientel trägt ihre Unfähigkeit zur Schau
Erst bei mir
Dann der ganzen Welt
Bei mir war es das Unvermögen einer Einzelnen
Na ja, den Rest kennt ihr ja
Vor knapp 700 Jahren haben sie es auch nicht anderes gemacht
Das nennt man doch Fortschritt
Als sie mir den Abgrund zeigten
Hatte ich auch Gedanken an Dich
Der mit dem blauen Mantel
Ich traute mich auch nicht
Vielleicht auch besser
Habe schon genug Unheil angerichtet
Aber es wird alles gut
Mein Narrativ sagt
Egal wie das Schicksal die Steine legt
Das Wasser findet immer seinen Weg
In diesem Sinne
„Frohe Weihnachten“
Die letzen drei Zeilen fallen bei der Drucklegung der Redigierung zum Opfer

Perspektivisch

Eigentlich war es schon immer klar
Doch wenn so plötzlich und unverhofft
Die Zukunft geraubt wird
Die Gegenwart schwelgend genießen nur noch Trost spendet
Und was bleibt ist dann irgendwann nur noch die Vergangenheit
Und keiner fragt Dich dann
Warum hast Du nicht die eine oder andere Dummheit mehr begangen?

Vielleicht

Vielleicht wollte ich nur fragen wie es Dir geht?
Ein Feldversuch.
Hätte ich nie geglaubt.
Habe mich immer gefragt was das ständige Gewusel soll?
Was machen müssen ohne Not.
Jetzt probieren sie es aus – ich hatte sie nicht drum gebeten.
Aber es funktioniert.
Und keiner merkt es so richtig.
Du kapierst es aber – oder?
Aber wehe es merken zu viele – da haben sie Angst vor.
Die Bulven im Keller kann man eine nach der anderen wegschnabulieren
Und die reichen lange
Auch Mühlen könnte man damit antreiben – aber nicht lange
Aber fließendes Wasser kann das besser
Es dreht und dreht
Auch wenn es nichts zu mahlen gibt
Hauptsache es dreht
Systemrelevant – was machen die eigentlich wenn ich mal nicht mehr da bin?
Auch nichts anderes – und das ist die eigentliche Tragik.
Aber vielleicht wollte ich nur fragen wie es Dir geht.

Zum Vorteile

So ist die Krone, die man trägt,
oft nachweislich verbunden
trotz all der Pracht –
wenn man gesteht –
mit dornig stechend Wunden
an Haupt und innenwohn’der Ruh.

Geh an, voran, du Teufelswerk!
Will man es oft verfluchen!
Doch ändert sich’s oft nicht darin
es einfach zu versuchen.

So sitzt die Krone auf dem Platz
und glänzet immerdar.
Und nichtig, ob sie glänzet,
gar nichtig, dass sie quält.

Tausendgram Tausendblick

Tausendgram, Tausendblick,
langt über die Schulter.
Sieht hinvor, sieht zurück,
Blicket innendrin.

Innendrin, wohnt nunmehr
eine bange Stimme.
Jene klagt, tausendfach,
wimmert inniglich.

Tausendgram greifet stumm,
wieso wirst du schwach?
Was du spürst, bist nicht du,
vielmehr bin es ich.

Tausendblick merkt dein Tosen,
rührt dich seltsam an.
Stimme sprich,
das bin ich,
immerdar gewesen.

Domináion

Die Ziegel links der Straße sind schwarz
Hier und da eine rote Ecke
Oben hängt eine Wand rastloser Bilder
Der Strom hastiger Autos sendet SOS in Rot
Hamilton bleicht sein Gesicht in der Sonne
Gelbschwarzes Handtuch hängt in Fetzen an der Stange
Der Fähnrich setzt seine Schuhe in das Foto des Profilers
Starkregen verschiebt die Meinung des Fensterputzers
Dankbar schwimmt das Haus ins Meer

 

Keeplon esome to night dear Wallstreet-journal
One Word too much fors kyscrapers Death
Je höher das Oben, desto größer der Gegensatz
Der Reflex des Nichts biegt die Palmen im Hurrican
Gras frisst den Underdog, dixit Schwalch
Das Königreich der Freiheit wird Kaiser des Untergangs
Die Knochen des Filets sind auch nicht mehr das
was die Schlange versprochen hat und
die Lügen besiegen das Unbekannte.

Kaffeehausgeschichten

Es treffen sich im Kaffeehaus
vier Spezies aus der Herrenwelt.
Sie sehen recht manierlich aus
und einer ähnelt Lagerfeld.

Die Sonne scheint durchs Fensterglas,
beleuchtet diese vier Figuren.
Gemeinsam haben sie viel Spaß,
das Alter zeigt kaum böse Spuren.

Nach Mokka, Kuchen und Likör
steht einer auf, denn er muss gehen.
Den Andren fällt der Abschied schwer
und so bleibt er noch etwas stehen.

Sie schauen ihn bewundernd an:
Gestylt in Schwarz mit weißem Tuch
– ein wahrhaft eleganter Mann! –
ein Dress wie aus dem Bilderbuch.

Um den Look komplett zu machen
setzt er sich aus dunklem Glase
und mit einem kecken Lachen
eine Brille auf die Nase.

Im Kaffeehaus wird leis geraunt:
„Herrje! Dort steht Karl Lagerfeld!“
So Mancher ist doch sehr erstaunt,
denn Karl ist nicht mehr auf der Welt.

Der falsche Karl spürt jeden Blick,
fühlt sich beachtet und beschenkt,
fühlt sich nicht alt, fühlt pures Glück.
Ein Schelm, der Arges dabei denkt.

Ich lasse die Gedanken fließen:
Werd ich einmal genauso alt,
möcht meine Tage ich genießen
und wär auch gern so durchgeknallt.