Kaffeejunkies

Am frühen Morgen, noch im Dunkeln,
sieht man in der Küche funkeln
einen Hochglanzautomaten,
vor dem ein paar Leute warten.

Steht man am Ende dieser Schlange,
dauert es erschreckend lange
bis man an der Reihe ist,
während mancher schon genießt,
was die Maschine frisch gebrüht
duftend-warm in Tassen sprüht.

Sich Ungeduld zum Ärger steigert,
wenn die Maschine sich verweigert,
man auf dem Display lesen muss:
„Kaffeesatz…“ – und dann ist Schluss!

Selbst der liebevollste Chiller
mutiert zum wütenden Gorilla,
dass sofort und auf der Stelle
Hilfe komme – aber schnelle!

In Sekunden eilt herbei
die Kaffeebohnenpolizei,
leert den Trester, drückt zwei Knöpfchen,
streichelt das verstörte Köpfchen.

Der frische Kaffee ist ein Traum,
flott marschiert zum Klassenraum
ein entspannter Pädagoge,
befüllt mit seiner Lieblingsdroge.

Klatschmohn

Roter Mohn blüht auf den Halden,
die man aus Bauschutt aufgetürmt.
Blutstränen zwischen langen Halmen,
die das Gras erblühen ließ.
Aus dem Gemisch von Sand und Steinen
hat die Natur ein Paradies erweckt,
einen feuerroten Teppich
für unsere Sinne ausgelegt.

Schau, wie im hellen Sonnenscheine
das Rot zu uns herüber lacht,
wie Gläser gefüllt mit kräftigem Weine,
und doch so leicht, dass sie sacht
sich wiegen im sanften Winde,
emsige Insekten sich tummeln
und ein Pfauenauge geschwinde
sich labt auf einer Blüte zusammen
mit zwei schwarzen Hummeln.

Wenn sich zwei streiten…

„Ein Brumm-baer fand ein kleines „o“
fügt‘ es in seinen Namen: „so…“
entsorgt‘ das u – „Hinfort, Du Wicht!“
„Ich bin jetzt süß und brumme nicht!“

Das kleine „u“: (zutiefst beleidigt)
„Dein Dasein hab‘ nur ICH verteidigt!“
Ein Sau-baer schlang mit Appetit
die Brom-baer (und das „u“ gleich mit).

Aus dem „Saubaerenzyklus“

Uddel und die Mücke

Bei Sonnenaufgang wandert bleich
ein fahler Schatten durch den Teich,
Uddel umkreist die erste Schnake…

Der See errötet, denn er sieht,
wie sich der Mond fast nackt verzieht,
und schon verstummt all das Gequake…

…möchte saugen!…
…Krötenaugen…
…fischt im Sprunge…
… lila Zunge…
…Gegenlicht!…
…kriegt sie nicht…

Uddel

Es nimmt der Mond ein Bad im Teich,
er zittert vor Vergnügen.
Vor Schreck wird Kröte Uddel bleich,
schimpft ihre Glubscher Lügen.

Am Ufer Zeter und Tumult –
es zählen siebzig Unken.
Und jede gibt der andren Schuld,
sie hätt‘ zuviel getrunken.

Leserbrief einer Mücke

Ich bin sanft und äußerst lieb,
aber merke diesen Tip:

Wenn ich einen Nabel sehe,
werde ich zum wilden Tier,
ein Gesäß, ein Stückchen Zehe,
und mich packt die blanke Gier:

Schleiche mich ins Schlafgemach
saufe, bis die Sinne schwinden
und entschlafe bald danach,
bin dann nicht mehr aufzufinden.

Spuren dieser wilden Nacht
(bist Du erst mal aufgewacht)
sind rundum ganz klar zu seh’n.
(Und sie jucken richtig schön)

Letzte Warnung

Freche Mücke, bitte stich
alle Menschen, nur nicht mich!

Nimm dir meine Nachbarn vor,
aber nicht mein linkes Ohr.
Auch nicht meinen kleinen Zeh,
der schwillt an und tut dann weh.

Setz dich nicht auf meine Nase,
weil ich vor Entsetzen rase,
wenn im Spiegel ich erblicke
deine Spuren, böse Mücke!

Halte dich an meinen Plan,
besaug die Leute nebenan.
Ganz unter uns – von Mensch zu Tier:
Ich schlag dich tot, kommst du zu mir…

Irren ist männlich

Ich habe unlängst drauf beharrt,
die Beine glattzuschören,
(ich fühlte mich so angestarrt)
um Mädchen zu betören.

Am Eingang groß ein Werbeschild:
‭„‬Enthaarung‭ ‬-‭ ‬Allerorten‭“
Darunter noch ein buntes Bild
von Folien‭ (‬in Sorten).

Der Schmerz war groß‭ (‬der Preis noch mehr‭)
man kann nicht alles haben:
(kein Mädchen sieht mir hinterher,
nun pfeifen mir die Knaben…)

Aus dem „Haarzyklus“

Verzweifelte Mücke

Ein Quergeist steht auf einer Brücke
und sinnt hinab, als eine Mücke,
auf seiner Schulter, heimlich still,
ihm schnell noch an die Ader will.
„Nun stech schon, du verfluchtes Tier,
Ich weile nicht mehr lange hier.“
„Achso! Du springst jetzt also nicht?“
Und sticht vor Zorn ihm ins Gesicht.
„Das hättest du mir sagen sollen.
Ich hätte mit dir springen wollen.
Von früh bis spät seh ich nur rot.
Erlös‘ mich endlich. Schlag mich tot.“

Mückenwünsche

Der Tisch ist liebevoll gedeckt,
es hockt vor der Geburtstagstorte
ein tief bewegtes Steckinsekt.
Vor Rührung fehlen ihm die Worte.

So Manche/r hat ihm gratuliert
und manches Gläschen wird geleert.
Am Törtchen – akkurat verziert –
hat dennoch was gestört:

Gefüllt mit Rumcrème schmeckt’s zwar gut,
doch deutlich besser wär’s mit Blut!